Falls du (noch) denkst, dass ein Künstler oder eine Künstlerin
– immer „eine Idee haben muss“
– immer schon vor Beginn ein klares Bild im Kopf „haben sollte“ und wissen, was es werden wird
– vorab die große Inspiration „braucht“‘, um ein gutes Kunstwerk zu erschaffen
– oder wenn du denkst, Künstler sind die kreativsten Menschen auf der Erde…

…. dann möchte ich dich heute ermutigen, diesen Unwahrheiten ab heute nicht länger deinen Glauben zu schenken.

Denn das ist alles nicht wahr.

Den Prozess lieben lernen

Je länger ich selbst als Künstlerin tätig bin und je mehr ich das auch von anderen aktiven Künstlern erfahre …. : umso deutlicher wird: der Weg des Künstlers ist ein Weg des Aufbruchs, des Mutes, der Angst, der Freude, des Wagnisses, des Losgehen in UNBEKANNTES LAND — Ausgang ungewiss.

Was uns oft zurückhält, oder uns ‚Feststecken‘ lässt in Altbekanntem, ist der tiefe innere, uns oft unbewusste Wunsch nach Kontrolle. Kontrolle ist eine Dienerin der Angst. Denn diese Kontrolle hat uns früh im Leben eine Sicherheit vermittelt. Oft ist starke Kontrolle eine Folge von Trauma. Es gibt Schocktraumata und Entwicklungstraumata; dazu gibt mittlerweile viele gute aufklärende Seiten im www, informiere dich, wenn du merkst, du bist sehr kontrollierend und möchtest immer ‚das Ergebnis‘ schon genau wissen. Muss kein Trauma dahinterstecken, kann aber.

Auf unserem Heilungsweg begegnen wir immer wieder diesem „Kontrolldrachen“. Oder viellicht ist es auch ein kleines Kontrollmädchen … die Form kann sich ändern. Manchmal kommt die Kontrolle auch als Rechthaberin, Besserwisserin oder Kritikerin daher. Oder eine ganz vernünftige kluge Stimme in uns, die für alles „eine logische Erklärung“ braucht.

Die Freude kommt zu dir

Die Freude kommt dann zu mir, wenn ich das Ergebnis (wissen wollen) zumindest ganz am Anfang loslasse, und mich in den Prozess hineinbegebe, ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Und ja: dann kommen auch Phasen des „uhh, hässlich“ oder „Mist, jetzt habe ich das Bild verhunzt“ … oder ein Gefühl des Feststeckens. Eine Pause ist dann gut. Durchatmen. Loslassen…

Es kann also passieren, dass ein Bild an einem völlig anderen Ort endet – mit ganz anderer Aussage, Ausdruck, anderen Farben, Formen oder sogar anderer Größe….als es zu Beginn starten wollte. Das Werk führt ein Eingegeben. Auch das noch! 🙂

Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich diesbezüglich einen Durchbruch hatte. Viele Jahre dachte ich, ich müsste doch ‚vorher‘ eine gute Idee haben … wenigstens einen Impuls …. Denn das war es, was die meisten ‚Kunstkenner‘ oder sogar Kunstlehrer gesagt hatten … – oder einfach Leute, denen ich im Laufe meines Leben begegnet bin und von denen ich dachte, sie seien in irgendeiner Weise weiser als ich. Learning: manche Leute sprechen zwar klug daher, aber wissen nicht, von was sie sprechen. Also pass auf, wem du Glauben schenkst. Tipp: Nur Leute, die selbst Künstler sind, haben von Kunst wirklich eine Ahnung (finde ich).

Was wäre, wenn es völlig normal und eigentlich sogar richtig gut wäre, wenn du als Künstlerin erstmal gar keine Idee hast?  Wie könnte dann ein Anfang aussehen…?

Eine Lieblingsfarbe und ein Lieblings-Werkzeug (es muss noch nichtmal ein Pinsel sein … auch ein alter T-Shirt-Zipfel malt gut) …

Ein starkes Gefühl in dir … – das einfach mal raus will.
Bist du  wütend? Zeigt sich das bei dir auch am ehesten beim Autofahren (ich habe das leider bei mir schon häufig beobachtet … wenn ich unterdrückte Wut habe, bin ich eine sehr ungeduldige Autofahrerin … wenn niemand mit im Auto sitzt, lasse ich das auch lautstark raus).

Vielleicht möchtest du Musik anmachen …. Und einfach dem Rhythmus deines Körpers folgen … und Zeichen auf einen Maluntergrund bringen … Punkte… rhythmische Linien …. Lauter werden… leiser werden…

Probier’s mal aus, es macht viel Spaß!

Der Durchbruch kam, als ich erkannte, dass künstlerischer Ausdruck eine Form der Identitätsfindung ist … Selbst-Werdung und auch ganz viel mit Selbstannahme zu tun hat… und damit auch eine Form von Anbetung (Worship) ist:  dessen, woher das Leben kommt. Und das ist ein nie endender Prozess…. Eine Bewegung, die nicht endet…. Eine Ausdehnung … so wie das Universum sich ausdehnt, in jeder Sekunde… es hält nie an…

Eine Macht, eine Kraft, … Schöpferkraft …. Letztlich ist es LIEBE, nichts als Liebe.Wenn wir also beginnen, uns selbst im künstlerischen Ausdruck auf den Weg zu machen, um aus diesem Schöpferkraft-Fluss zu schöpfen….so sind wir auf einem Weg des liebevoller Werdens.

Dieser Fluss ist wild …

es ist kein gezähmter oder begradigter Fluss … mach dich auf allerhand gefasst…

Du darfst dich nass machen!
Du darfst dich schmutzig machen.
Du darfst aufbauen und zerstören.
Du darfst Spaß haben und ohne Scham sein
Du darfst Fehler machen und du wirst aus diesen Fehlern das allermeiste lernen!
Viel mehr, als wenn du keine Fehler machst.

Mach mit – lass uns umdenken: Umarme – mit deinem schönsten Lächeln – die (vermeintlichen) Fehler … das ‚Nicht-Wissen‘ …. die farblichen Unstimmigkeiten…. die schräge Komposition …. die Leere im Kopf…. Die inneren Kritiker und Kontrolleure … umarme dich selbst, indem du deinem Körper erlaubst, Gesten  – Bewegungen – zu machen und erlaube dir auch ruhig einmal, nicht zu viel zu denken.

Erlaube dir, zu tanzen :-).
Erlaube dir, einfach zu spielen …
Erlaube dir, einfach gar keine ‚klugen Gedanken‘ zu haben …
Erlaube dir….. die Freude am wilden Leben und dem, was da Ausdruck in dir finden möchte.

WAS möchtest DU dir heute erlauben?

 

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Außerdem gibt es auf Facebook meine ‚Kunst auf’s Herz‘ Gruppe, in die du auch gerne kommen kannst. Einfach bei Suche ‚Kunst auf’s Herz‘ eingeben.


Copyright: Solveig Schäfer, 10. Januar 2023, all rights reserved
Atelier factor s – Solveig Schäfer

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